Highlights rund um den Monviso

Mit Susa lasse ich die wohl letzte größere Stadt vor dem Meer hinter mir. Mit gerade einmal 6.000 Einwohnern ist sie zwar nicht besonders groß, ich fühle mich dort allerdings nicht besonders wohl. So viele Menschen und Verkehr! Um so besser, dass es schnell wieder zurück in die einsamen Berge geht! Dieses Mal zusammen mit meiner Schwester. Auch sie genießt mit mir, wenn auch nur für ein paar wenige Tage, die südlichen Alpen. Denn, dass ich immer weiter nach Süden komme, merke ich deutlich. Die Landschaft wird trockener und staubiger. Trotzdem ist es wunderschön!


Ich steuere immer mehr dem Monviso entgegen. Schon lange ist er ein wichtiger Orientierungspunkt auf meiner Reise. Das erste Mal habe ich ihn schon vor etwa einem Monat gesehen. Ein mächtiger Berg! Und mit 3.841m der südlichste Berg über 3.500m der Alpen! Und er überragt alle umliegenden Gipfel um mindestens 500m. Kein Wunder, dass dieser markante Berg schon aus weiter Ferne zu erkennen ist! 


In der letzten Woche geht es nun immer näher auf ihn zu. Auch wenn man ihn nicht immer sehen kann. Naja, halt das typische Wetter im Piemont: morgens klarer Himmel und gegen Mittag zieht es zu. Und wenn man nach stundenlangem Aufstieg den Pass erreicht, sind plötzlich alle Gipfel weg. Oft ist man sogar selbst in dichtem Nebel! Abends wird es wieder ganz klar, aber im Tal ist die Aussicht auf die umliegenden Gipfel nicht besonders groß. Trotzdem sind die Etappen wunderschön! Tolle Badegumpen und grüne Hochtäler wechseln sich ab.


Und dann, am letzten Pass vor dem Monviso, erwartet und uns ein Schauspiel der ganz besonderen Art. Ganz großes Kino! Wir sitzen auf dem Pass vor einer großen Wolkenwand. Und plötzlich, weit oben, reißt der Himmel auf und der Monviso schaut auf uns hinab. Und einen Augenblick später ist er wieder verschwunden. Und so wechselt dieses Vorhang auf und wieder zu sich ab. Immer ist ein anderer Ausschnitt zu sehen. Das ist schon was ganz besonderes!


In Pian Melze heißt es wieder Abschied nehmen. Dieses Mal fällt es mir besonders schwer. Die achtköpfige Gruppe aus dem Schwaben und Franken habe ich schon sehr ins Herz geschlossen. Aber es ist immer das selbe auf diesem Weg. Ich lerne sehr nette Menschen kennen, mit denen ich ein kleines Stück des Weges gemeinsam gehe. Sie hören irgendwann auf und für mich geht es immer weiter. Doch das Abschied nehmen wird immer schwerer. Wie gerne hätte man, das manche Momente einfach nie zu Ende gehen.

Auch heute früh, kurz vor dem Mairatal, heißt es wieder Abschied nehmen. Dieses Mal von drei sehr nette Frauen, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Die letzten Tage mit ihnen habe ich schon sehr genossen. Und in der ersten Phase meines Aufstiegs habe ich sie dann sehr vermisst.


In Pian Melze bin ich direkt vor dem Monviso. Mächtig ragt er über dem Tal auf. Allein sind wir GTA Wanderer hier allerdings nicht! Schon während dem Frühstück machen sich die Parkplatzeinweiser bereit, die Massen an Tagestouristen, die an diesem schönen Sonntag erwartet werden, einzuweisen. Kein Wunder, für die Italiener ist der Monviso ein sehr wichtiger Berg. Und neben dem Berg entspringt hier auch der Po. Wie klein das Bächlein hier noch ist. Kaum zu glauben, dass er zum längsten Fluss Italiens wird! An der Poquelle wird natürlich erst einmal die Trinkflasche aufgefüllt, bevor es in die Steinwüste unterhalb des Monviso geht. An Seen vorbei geht es immer höher bis fast an die mächtige Wand heran. Da das Wetter super ist, lohnt der Abstecher auf den Viso Mozzo. Er wird natürlich vom Monviso um Längen überragt, ist aber mit über 3.000m ein toller Aussichtsberg. Ich steige mit dem Rücken zum Monviso auf. Hinter mir poltert es immer wieder. Der Monviso ist kein ruhiger Berg. Im Gegenteil! Ständig kommt es auf der Nordwand zu Steinschlag. Poltern und Staubwolken! Ein Berg, vor dem ich großen Respekt habe.

Vom Gipfel des Viso Mozzo ist die Sicht genial. Die Monte Rosa ist in aller Pracht zu sehen. Natürlich auch der Mont Blanc und der Gran Paradiso. Im Süden ganz deutlich die Seealpen! Dahinter muss sich schon das Meer verstecken. 


Auch die nächste Etappe am Monviso ist ein absolutes Highlight. Wieder spielt das Wetter super mit. Keine Wolken! Nur blauer Himmel und Sonnenschein! Es geht durch Felder von Steinmännchen, an Seen vorbei und hinunter in den größten Arvenwald der Alpen. Auch wenn ich mir immer noch nicht sicher bin, was Arven sind, war der Wald ein ganz besonderes schöner Wald!

Begleitet werden diese Etappen, und auch die nächsten, immer wieder mit atemberaubenden Blicken auf Adler, die sich elegant in die Höhe schrauben. Wir werden mit etlichen spektakulären Momenten verwöhnt. 


Wieder weg vom Monviso wird es ruhiger. Nach einer sehr kurzen Etappe wollen wir im Rifugio Savagliano oberhalb von Pontechianale übernachten. Doch in diesem schmutzigen und muffigen Rifugio wollen wir nicht bleiben. Also wieder zurück ind das kleine schöne Dorf. Dort gibt es ein B&B, wo wir sehr herzlich aufgenommen werden. Es ist ein wunderschönes Haus mit schönem Garten. Die Besitzerin ist unglaublich nett und ist selber schon viel gewandert. Am liebsten würde sie mit mir bis ans Meer gehen. 


Heute, nach dem Abschied nehmen, beginnt wieder eine sehr einsame Tour. Auf dem GTA ist außer mir gerade noch ein älteres Ehepaar unterwegs. Sonst niemand. Das stabile Wetter ist leider auch wieder vorbei und am Nachmittag gewittert es heftig. In San Martino komme ich am Posto Tappa an und kann es kaum glauben. Ich werde sehr freundlich begrüßt, und zwar auf Deutsch. Hier sprechen alle Deutsch. Sowohl Gäste, als auch die Gastgeber. Die Broschüren und das Anmeldeformular, alles ist auf Deutsch. Ungewöhnlich. Mittlerweile bin ich in okzitanischem Gebiet und habe mich schon daran gewöhnt, dass Ortsnamen für mich kaum aussprechbar werden und überall auch Französisch gesprochen wird. Aber mitten im Piemont ein kleines Stück 'Deutschland' zu finden, ist recht ungewöhnlich. Die Betreiber kommen aus Deutschland und machen viel dafür, den Tourismus im Mairatal zu fördern. Das Posto Tappa liegt wunderschön auf einem Hügel mit großer Terasse und einem kleinen Garten. Ein paar Deutsche machen hier mehrer Tage Urlaub. Es istaber auch ein wirklich wunderschöner Ort und eines der schönsten Unterkünfte auf meinem bisherigen Weg!