Höhenwanderung in den karnischen Alpen

Mittlerweile bin ich schon fast den gesammten karnischen Höhenweg gegangen. Morgen folgt die letzte Etappe zur Silianer Hütte. Ein wirklich toller Höhenweg und allen Wanderfreunden wärmstens zu empfehlen! Interessant ist dieser Weg in vielerlei Hinsicht. Zum einen geschichtlich: während des ersten Weltkriegs wurde hier hart gekämpft. Man läuft den ganzen Weg an der damaligen Kriegsfront entlang. Einige Ruinen zeugen noch von dieser Zeit. Heute liegt hier genau die Grenze zwischen Österreich und Italien. Zum anderen ist er auch in geologischer Hinsicht spannend. Der karnische Hauptkamm liegt genau zwischen den Zentralalpen und den südlichen Kalkalpen. Spannend ist, dass es hier ein Gemisch aus beidem gibt. Läuft man gerade noch an Kalkriesen vorbei, ist daneben schon rötliches oder bräunliches Blockwerk oder fast genauso hohe mit Gras bewachsenebewachsene Berge. Durch dieses Gemisch kommt auch die unglaubliche Pflanzen- und Blumenvielfalt zu stande. Zusammen mit dem grandiosen Aussichten macht dies den Weg zu einem reinen Vergnügen und einzigartigen Höhenweg.


Seit dem Beginn des Höhenwegs bin ich wieder in Begleitung. Das ist super! Gemeinsam beginnen wir die Wanderung zunächst noch viel in Almregionen. Hier ist alles noch etwas lieblicher und sehr idyllisch. Auf der Feistritzer Alm, auf der wir  zuerst übernachten, erfahren wir von Flo, der hier oben auf der Alm für die Weide und die Tiere verantwortlich ist, einiges über seine Arbeit. Dann bietet er uns an, uns am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang auf den etwa 1h entfernten Oistering zu führen. So ein Angebot bei bestem Wetter kann man ja nicht ausschlagen. So Wandern wir, von Flo dermaßen gezogen, in unter 30 Min um halb fünf auf den Gipfel. Die Anstrengung hat sich definitiv gelohnt! 


Die Landschaft wird Richtung Westen nun immer spektakulärer. Immer mehr aussichtsreiche Wanderungen folgen. Und jede ist anders. Das macht diesen Weg so abwechslungsreich! Noch immer fast den ganzen Tag alleine, ohne auch nur irgendjemanden zu sehen. Zumindest bis Fronleichnam. Plötzlich kommt Leben in die Hütte! Einige nutzen das lange Wochenende und das gute Wetter für die erste Hüttentour der Saison. Voll sind die Hütten nicht. Aber wenn man 5 Wochen lang fast imner der einzige Gast war, schon eine Umstellung. Gemütliche Hüttenabende mit plaudern und spielen sind toll. Schnarcher im Lager neben mir dafür weniger :) 


Auf der Zollnerseehütte erzählt die Wirtin, dass dieses Jahr schon ein paar Wanderer auf dem Weg nach Nizza unterwegs sind und bei ihr übernachtet haben. Ich bin nicht die einzige! Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen davon treffe, ist doch sehr gering. Auf dem Wolayerseehaus drückt mir der Wirt ein Buch in die Hand: 'eine Alpenüberquerung von Wien nach Nizza'. Er selber hat vor 20 Jahren als Bergführer diese Wanderung geführt. Allerdings nicht am Stück, sondern in Etappen auf 7 Jahre verteilt. Trotzdem sehr spannend!


Ein weitere Höhepunkt sind bestimmt die vielen Murmeltiere rund um die Wolayerseehütte. Bestimmt 20 Murmeltiere bekommen wir zu Gesicht. Sie sind überhaupt nicht scheu und man kann ihnen aus kleiner Entfernung zuschauen, wie sie sich putzen, in ihre Bauten rein und raus kriechen oder Wache halten. Sehr faszinierend!